Marokko ist landschaftlich extrem vielseitig – das merken wir immer wieder! Vor einigen Tagen standen wir noch in der sandigen Wüste, jetzt blicken wir auf die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas und fahren durch atemberaubend schöne Schluchten.
Die Dades Schlucht ist vor allem für ihre talauswärts liegenden, sich eng nach oben windenden, Haarnadelkurven bekannt. Im Dades Tal verbrachten wir einen kompletten Tag und gingen wandern. Die insgesamt ca. 8km lange Route führte an kuriosen Felsformationen vorbei bis auf ein kleines Plateau, wo eine Nomadenfamilie ein paar Felder bewirtschaftet und dort in einfachsten Verhältnissen in einem kleinen Zelt lebt. Durch eine mal engere, mal breitere Schlucht führte der Weg wieder ins Tal. Kaum vorstellbar, das dieser kleine Rinnsal noch vor wenigen Wochen, bei den starken Regenfällen im Oktober 2024, reißende Wassermassen führte. An vielen Stellen zeugen umgeknickte Büsche, Bäume oder riesige Felsbrocken von der enormen Kraft des Wassers. Die Wanderroute ist nicht ganz unbekannt, so stießen wir sowohl auf dem Hin- als auch dem Rückweg auf junge Männer, die Touristen gezielt ansprechen und ein Gespräch aufbauen, um anschließend als Guide zu fungieren. Später wird oftmals Geld dafür verlangt (von dieser und ähnlichen „Maschen“, wie Fotos von einem zu machen oder einem den Weg zu erklären, hört man immer wieder und dies war uns auch bewusst). Da wir eine Route hatten und die Umgebung selbst erkunden wollten, lehnten wir stets freundlich ab, was bei der ersten Person auch kein Problem war. Der junge Mann, der in der Schlucht auf uns wartete (traditionell gekleidet, aber mit Wanderschuhen) ließ jedoch nicht locker und akzeptierte unser Ablehnen nicht, woraufhin sich die Stimmung leider sehr anspannte. Nach einiger Zeit setzten wir unseren Weg dennoch fort und beendeten die Tour. Trotz alledem behalten wir die Wanderung, die schönen Ausblicke und das Erlebte in guter Erinnerung, auch wenn solch eine Situation einen faden Beigeschmack hinterlässt.
Am folgenden Tag verließen wir das Dades Tal – ein Bild der berühmten Haarnadelkurven durfte nicht fehlen – und nahmen die Querverbindung von M’Semrir nach Tametoucht ins gegenüberliegende Tal. Was uns während der gesamten Tour durch Marokko schon oft aufgefallen ist: es wird extrem viel gebaut. Nicht nur Häuser, auch Schotterpisten werden asphaltiert oder alte, zweispurige Passstraßen werden begradigt und verbreitert.
Durch die Todra Schlucht führte der Weg wieder zurück. Die Todra Schlucht zeichnet sich durch ihre steilen, teilweile hunderte Meter hohen, braunrot gefärbten, Felswände aus. Bei Kletter-Freaks scheint dieser Ort sehr bekannt zu sein! Eine wirklich spektakuläre Schlucht! Auf dem Weg Richtung Tal trafen wir noch einen jungen deutschen Radreisenden. Hut ab! Mit dem Fahrrad die Welt zu bereisen ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer - in allen Hinsichten.
Für uns geht es jetzt wieder in den Süden. Wahrscheinlich werden wir die kommenden Tage und Ninas Geburtstag nächste Woche in der Erg Chegaga verbringen.